Aktueller Blogbeitrag

7. März 2024

Alte Kinofilme anzuschauen kann eine Herausforderung sein. Minutenlange Kameraeinstellungen, in denen nichts passiert, nur ein wenig Wind verweht oder der Straßenverkehr vorbeirollt. Stimmung erzeugen. Spannung aufbauen. Und sie aushalten können.

Die Zeitspanne, in der wir einem Thema Aufmerksamkeit schenken, wird immer kürzer. Das zeigte ein Forscherteam der Technischen Universität Berlin, des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung (MPIB), des University College Cork und der Technical University of Denmark (DTU) in einer Studie im Jahr 2019.

Die Wissenschaftler haben verschiedene Medien analysiert und untersucht, wie lange ein Thema, ein Hashtag oder auch ein bestimmter Film besonders beliebt waren. Die Daten dazu stammen aus Büchern der letzten 100 Jahre, aus Kinokartenverkäufen der letzten 40 Jahre, aus wissenschaftlichen Publikationen der letzten 25 Jahre sowie von Twitter, Google Trends, Reddit und Wikipedia aus verschiedenen Zeitspannen der 2010er-Jahre. Besonders gut lässt sich die immer stärkere Verkürzung der Aufmerksamkeitsspanne anhand der sozialen Medienplattform Twitter erklären. Während 2013 ein Hashtag durchschnittlich 17,5 Stunden in der Top-50-Liste war, blieb er dort 2016 nur noch durchschnittlich 11,9 Stunden. Unsere Aufmerksamkeitsspanne ist von 2000 bis heute von 12 auf nur acht Sekunden gesunken. Ein Grund für diese Verkürzung ist die Informationsüberflutung. Wir werden nicht nur selektiver bei der Masse, sondern wollen mehr in kürzerer Zeit „konsumieren“. Bloß nichts verpassen, nebenbei „etwas mitnehmen“ und am besten gleich mehrere Ergebnisse erzielen: Essen, um satt zu sein, Nachrichten schauen, um informiert zu sein und Fragen der Familie beantworten, um einen Beitrag zu leisten. Alles in einem Zug – geht doch!

Doch was passiert, wenn wir uns immer mehr durch „das Außen“ bestimmt fühlen? Wenn unsere Ziele einsam in der Zukunft schwimmen ohne ein Zeichen der Annäherung? „Das Leben kam dazwischen.“ Yes. Die Anderen sind schuld.

Für den Fall, dass Du wieder zurück willst in den Fahrersitz, weil Du im Beifahrersitz so wenig Einfluss hast auf die Route und das Ziel, dann höre in meine neue Podcast Episode rein: Unablenkbar sein und den Focus halten

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