Wo ist der Notausgang, wenn’s brennt…?

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01.05.2025

Stell dir vor, dein Berufsalltag ist ein brennender Wald. Und du bist – Überraschung! – der oder die einzige mit einem Feuerlöscher. Herzlichen Glückwunsch! Willkommen im Club der Professional Selbstgefährder, auch bekannt als Menschen mit hoher Leistungsbereitschaft, die alles (her-)geben, sogar ihre Gesundheit.

Du hilfst, wo du kannst. Du siehst einen Missstand und dein innerer Superheld springt zur Stelle. Du gibst dein Bestes – sogar, wenn dein „Bestes“ schon irgendwo unter einem Trümmerhaufen aus Überstunden, Schlafmangel und schlechtem Gewissen vergraben liegt.
Und dann wunderst du dich, warum du nicht zu deinen eigenen Projekten kommst. Warum du leer bist. Frustriert. Gereizt. Müde. Warum du Menschen mit Yogamatten und Achtsamkeitstagebüchern leise anfauchst.

Du bist nicht allein. Willkommen im Phänomen der Interessierten Selbstgefährdung.
Wissenschaftlich betrachtet: Was ist interessierte Selbstgefährdung?

Der Begriff stammt aus der Arbeitssoziologie (u.a. von Prof. Dr. Rolf Rosenbrock geprägt) und beschreibt ein paradoxes Verhalten: Menschen gefährden ihre Gesundheit – körperlich wie seelisch – aus eigenem Interesse. Sie brennen für ihren Job, ihr Projekt, ihre Mission. Nur blöd: Brennen ohne Selbstschutz endet irgendwann im Burnout. Oder wie es in der Literatur zur Salutogenese heißt: Ohne Kohärenzgefühl keine Widerstandskraft.

Jetzt könnten wir sagen: „Wäre mein Chef/meine Chefin nur achtsamer!“
„Wenn die Kolleg:innen weniger chaotisch wären!“
„Wenn das System nicht so krank wäre!“
Ja. Wenn.

Doch der entscheidende Punkt ist: Das Umfeld wird sich nicht grundlegend ändern, solange du dich nicht änderst.

Was wirklich fehlt? Nicht ein neuer Arbeitgeber. Nicht eine Welt ohne Anforderungen.
Es fehlt dein innerer Kompass. Die Fähigkeit, zu spüren:
    •    Was will ich eigentlich?
    •    Was tut mir gut?
    •    Und was ist gerade nicht mein Job – auch wenn ich es könnte?

Heldentum war gestern. Kompass ist heute.
Wenn du dir erlaubst, Verantwortung für dich zu übernehmen, ändert sich dein Blick auf die Welt. Du wirst weniger Spielball – und mehr Steuermann oder -frau. Du wirst nicht weniger engagiert, aber klarer. Nicht weniger hilfsbereit, aber gesünder. Mehr dazu in meiner Podcast-Folge 299 „Den Inneren Kompass ausrichten“.

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